FDP und Gesundheitsfunktionäre sind sich einig: Die Landesregierung tut zu wenig für die künftige medizinische Infrastruktur.
Erfurt. Mehr Ärzte denn je in Thüringen? 8434 im Freistaat tätige Mediziner seien neuer Rekord? Von solchen Meldungen lässt sich die FDP nicht irritieren. Die Regierung tue zu wenig gegen den Ärztemangel, erneuerten die Liberalen gestern im Landtag ihren alten Vorwurf.
Als Soundverstärker boten sich Verbandsvorsteher der Gesundheitsindustrie an. Man rede zwar nicht mehr von 200 bis 250 fehlenden Hausärzten, räumte Sven Auerswald von der Kassenärztlichen Vereinigung ein. Aber 425 der 1500 praktizierenden seien aktuell über 59 Jahre alt. Und für Gotha finde man einfach keinen Augenarzt, trotz internationaler Ausschreibung.
Soll heißen: Was sich in einigen Fachdisziplinen wie Orthopädie und Augenheilkunde schon jetzt als Mangel offenbart, wird in einigen Jahren den niedergelassenen Bereich nahezu flächendeckend packen. Wenn nicht gegengesteuert wird. Das treffe auch auf die Apotheken zu, klagte Ronald Schreiber von der Landesapothekerkammer. In Großfahner, Körner und Ziegenrück hätten voriges Jahr die jeweils einzigen Apotheken am Ort dicht gemacht. Nicht aus betrieblichen Gründen, sondern weil sich kein Nachfolger fand für da draußen in ländlicher Gegend.
Eine Konzentration auf Städte sagte Roul Rommeiß sogar für die zahnärztliche Versorgung voraus. Wie stelle sich die Politik eigentlich die künftige Infrastruktur auf dem Lande vor, fragte er. Freidemokrat Marian Koppe konnte aushelfen: als Kettenreaktion. Erst mache die Arztpraxis zu, in dessen Folge die Apotheke und der Physiotherapeut, und dann kollabieren die Krankenhäuser unter dem Ansturm der Patienten. FDP-Fraktionschef Uwe Barth gab noch einen drauf: Da die SPD-Sozialministerin Heike Taubert nun Ministerpräsidentin werden will, werde ihr die CDU wohl keinen Erfolg mehr gönnen bei der Ärzte-Ansiedlung im ländlichen Raum.
Taubert reagierte prompt. Das sei eine besonders unsinnige Unterstellung. Sie habe die ganze Zeit schon ausbügeln müssen, was unter den FDP-Gesundheitsministern Rösler und Bahr schief gelaufen sei. Inzwischen würden Hausärzte in Thüringen wenigstens Verdienste erwirtschaften können, die bundesweit mit vorn sind.
von Volkhard Paczulla