Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr lobt Versorgungsstrukturgesetz und fordert Umdenken bei Ärztegewinnung
Gera. "Quo vadis medizinische Versorgung?" Diese Frage stellte in einer öffentlichen Podiumsdiskussion am Montagabend Patrick Kurth , Thüringer FDP-Generalsekretär und FDP-Spitzenkandidat zur Bundestagswahl.
Seiner Einladung aufs Podium des Geraer Rathaussaales war Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr , der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Marian Koppe sowie der Präsident der Landesapothekerkammer Ronald Schreiber gefolgt. Letzterer verwies darauf, dass es den Apotheken an Nachfolgern fehle. So gebe es acht bis zehn Mal mehr Angebote an freien Stellen, als besetzt werden könnten. Gleiches Thema bei Gesundheitsminister Bahr - die fehlenden Hausärzte. Seiner SPD-Amtsvorgängerin warf er die Negierung des sich abzeichnenden Mangels vor. Mit dem durch die jetzige Regierung ins Leben gerufenen Versorgungsstrukturgesetz mit Wegfall der Residenzpflicht, leistungsgerechter Vergütung, Abschaffung der Regresse und überbordender Bürokratie wolle man den Arztberuf wieder attraktiver machen und jungen Medizinern Ängste vor der Niederlassung nehmen.
Nico Schwark aus Jena hinderten die Abiturnoten an einem Medizinstudium, obwohl er sehr gerne Arzt geworden wäre. Der junge Mann forderte, die Zulassungsquoten zu erhöhen, mehr Medizinstudienplätze anzubieten. Bahr gab ihm Recht, indem er betonte, dass nicht ein Abi-Durchschnitt von 1,0 den guten Haus- oder Facharzt ausmache. Etwa zehn Prozent der Medizinstudenten verabschiedeten sich leider in Pharmazie, Wirtschaft oder Forschung, so Bahr.
Diese Zahl schätze sie weitaus höher ein, konterte couragiert Ronneburgs Bürgermeisterin Krimhild Leutloff (CDU). Den 5000 Einwohnern ihrer Stadt, darunter 300 Kleinkindern, 500 Heranwachsenden und 2000 alten Menschen stünden zwei Hausärzte zur Verfügung. "Das ist viel zu wenig, das gefällt mir als Bürgermeisterin überhaupt nicht." Der Minister verwies darauf, dass auch Erwerbstätigkeit für die Ehepartner, gute Schulen und Kultur wichtig seien, um junge Mediziner "in die Fläche" zu ziehen. Ein niedergelassener 55-jähriger Hausarzt aus Weida sprach vielen Kollegen aus der Seele: "Vergütung ist nicht alles, wir Hausärzte pfeifen auf dem letzten Loch!" Chirurg Dr. Stephan Dittrich monierte, dass unterschiedliche Vergütungssysteme zur Sektorierung führten und Heilung, Linderung und Bewahrung vor Sekundärschäden als ursächlichste medizinische Aufgabe in den Hintergrund treten.
Elke Lier / 21.08.13 / OTZ