KV-Arztpraxis als "Notlösung"
Dr. Karl-Heinz Müller
Erst seit einigen Tagen ist in Weida, eine Thüringer Erfindung, die allgemeinmedizinische Arztpraxis der Stiftung zur Förderung ambulanter medizinischer Versorgung in Betrieb. Hier gab es Anfang April Besuch vom Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr.
Auf Einladung des gesundheitspolitischen Sprechers der FDP-Landtagsfraktion M. Koppe war dabei auch die Möglichkeit, für die Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Vereinigung sowie die Krankenhausgesellschaft sich zu den Herausforderungen der zukünftigen Sicherstellung in der Fläche mit dem Bundesminister und dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Uwe Barth auszutauschen.
Für die Zahnärzte nahmen der KZV-Vorsitzende Dr. K.-F. Rommel und einer seiner Stellvertreter R. Rommeiß teil. "Thüringen ist Vorreiter bei passgenauen Lösungen für Versorgungsprobleme in der Fläche", lobte Bahr die KV Thüringen als Vorbild, die Möglichkeiten der Gesundheitsreform und des Versorgungsstrukturgesetzes, das am 01. Januar 2012 in Kraft trat, stärker zu nutzen. Die passgenauen Lösungen für den Ärztemangel, "können nicht zentralistisch entschieden werden", so Bahr, "dieses Model kann nur eine Übergangslösung sein. Wir wollen, dass Ärzte eine eigene Praxis betreiben."
Der Gesetzgeber habe den Akteuren mehr Aktionsspielraum eröffnet, um tatsächlicher oder drohender Unterversorgung entgegenzuwirken. Hier seien zuerst immer die Kassen(zahn)- ärztlichen Vereinigungen gefragt. Erst zuletzt kämen nach seiner Auffassung Eigeneinrichtungen der Kommunen zum Tragen. Das Konzept der Stiftung und ihrer Eigeneinrichtungen in Thüringen seien dabei von großem bundesweitem Interesse. Werden dadurch gerade in Thüringen Erfahrungen zu diesen Möglichkeiten seit Jahren gemacht. Ein Patentrezept gegen den Ärztemangel sieht die KV-Vorsitzende Dr. Annette Rommel - eine Verfechterin der Selbstständigkeit - darin ebenfalls nicht.
Dr. K.-F. Rommel und R. Rommeiß hatten die Gelegenheit in einem 20-minütigem Gespräch auch zahnärztliche Themen zu erörtern. Dr. K.-F. Rommel informierte den Bundesminister zu der zukünftigen demographischen Entwicklung der Zahnärzte in Thüringen. Wenn wir dem nicht entgegenwirken, haben wir in den nächsten Jahren die Probleme der Ärzte. In diesem Zusammenhang erneuerte er die Forderung nach einem vollständigen Ost-West-Angleich. R. Rommeiß schilderte, dass die KZV Thüringen, sich aktiv um den zahnärztlichen Nachwuchs bemühe. Beispielhaft verwies er auf die Arbeitskreise zur zahnärztlichen Zukunft, das gemeinsame frühe Herantreten an die Jenaer Fachschaft und das Begrüßungs-, Beratungs- und Tutorenangebot der KZV Thüringen. Des Weiteren konnten die Vorstände die neuen Regelungen zur aufsuchenden zahnärztlichen Betreuung ansprechen. Sie machten deutlich, dass nach diesem ersten und wichtigen Schritt der weitere Ausbau hin zu einer dauerhaften Prophylaxe erreicht werden muss. Gerade in Thüringen werden diese Patienten zunehmend die zahnärztliche Tätigkeit prägen.
Der Gesundheitsminister war sehr interessiert und zeigte erstaunliche Detailkenntnisse.