Der FDP-Landtagsabgeordnete Marian Koppe besuchte bei seiner Gesundheitstour gestern medizinische Einrichtungen in Eisenberg.

Eisenberg."Es ist eben ein Unterschied, ob man mit Ärzten in Erfurt oder in Eisenberg spricht." So begründete der FDP-Landtagsabgeordnete gestern seinen Besuch in der Mohrenstadt.

Der Politiker befindet sich derzeit auf einer "Gesundheits-Tour" durch Thüringen. "Es stehen ausdrücklich alle 17"Kreise und die sechs kreisfreien Städte auf dem Plan", betonte Koppe. Denn die Situation in der medizinischen Versorgung sei regional sehr unterschiedlich. Ebenso stünden die verschiedenen Akteure vor verschiedenen Herausforderungen. Daher besuchte der Liberale in Eisenberg mit dem Waldkrankenhaus Rudolf Elle, der Frauenheilkunde-Praxis von Ingrid Bargholz und der Wald-Apotheke auch Institutionen.

"Wir haben trotz aller Probleme eines der besten Gesundheitssysteme der Welt", sagte Koppe. Doch so, wie sich die Gesellschaft ändere, müsse sich auch dieses ändern. Um in diesem Prozess fehlerhaften Entscheidungen vorzubeugen, sollte die Politik die Akteure frühzeitig einbinden, meinte der FDP-Politiker, der regelmäßig Praktika in verschiedenen Einrichtungen absolviere. "Ich will unverblümt sehen, was geschieht und nicht beim Kaffee hören, das alles schön ist." Ingrid Bargholz, die seit 21"Jahren ihre eigene Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe leitet, gewährte Koppe Einblicke in ihren Alltag. "Wir arbeiten sehr rationell als Terminpraxis, in der gleichzeitig höchstens zwei, drei Patientinnen im Wartezimmer sitzen." Zudem habe sie immer Wert auf moderne Medizintechnik gelegt und unter anderem in ein neues Ultraschallgerät investiert.

Sie könne allerdings verstehen, dass junge Mediziner wenig Interesse zeigen, sich niederzulassen, so Bargholz. Bürokratie, Buchhaltung und Betriebswirtschaft seien große Herausforderungen. Doch am meisten ärgert die Medizinerin, dass die Leistung der älteren Kollegen von Politik und Verbänden zu wenig geschätzt werde. "Wir haben die Stellung gehalten und alles allein erarbeitet, doch das wird nicht geschätzt", meinte sie. "Die meisten Ärzte hier sind jetzt Ende 50, Anfang 60 - wenn sie in ein paar Jahren aufhören, ist alles dicht." Koppe erklärte, beim Thema Ärztemangel seien "mindestens 15 Jahre verschlafen worden." Der Politiker aus Königsee im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hatte ein "Drei-Säulen-Modell" der FDP-Landtagsfraktion im Gepäck, das helfen soll, die Versorgungsstrukturen in Thüringen nachhaltig zu stärken.

Darin wird gefordert, die Möglichkeiten des Versorgungsstrukturgesetzes des Bundes stärker zu nutzen, das beispielsweise den Medizinern bessere Mitspracherechte bei der Planung der Versorgungsbereiche einräume. Sie könnten so besser an die regionalen Bedingungen angepasst werden. Zudem soll die medizinische Ausbildung in Thüringen ausgebaut und die Absolventen an den Freistaat gebunden werden. Als Drittes setzt die FDP auf die Verantwortung der Kommunen. "Viele haben zu lange nicht erkannt, dass die medizinische Versorgung extrem wichtig für die Lebensqualität ist", so Koppe.

von Oliver Will


03.04.2013 OTZ - Ostthüringer Zeitung