Den Besuch des FDP-Bundestagsabgeordneten Patrick Kurth nutzte die Sonneberger Firma Vista electronic, um ein dringliches Lkw-Problem mit nach Berlin zu schicken.
von Doris Hein
Sonneberg- "Wir brauchen breitere Lkw und bekommen keine entsprechende Genehmigung." Winzige fünf Zentimeter stellen die Firma Vista electronic im Sonneberger Stadtteil Malmerz vor ein riesiges Problem. Denn genau diese Spanne fehlt an der Breite eines normalen Lkw, um ihn mit zwei Reihen Gitterboxen beladen zu können, wie sie bei Vista für den An- und Abtransport des Elektronikschrotts verwendet werden. Am Montag nutzte die Betriebsleitung die Chance, ihr Problem in höhere Entscheidungsgremien weiterzureichen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Generalsekretär der Thüringer Liberalen, Patrick Kurth, machte auf seiner Rundreise nach Sonneberg und Umgebung gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Marian Koppe Halt bei Vista und ließ sich deren Problem anschaulich erklären. Mit dabei waren Steffi Rahmig-Dodel, Vorsitzende des Sonneberger FDP-Kreisverbandes, ihr Amtskollege Robert Montag aus dem Wartburgkreis sowie der Steinacher FDP-Stadtrat Heinz Werner Hübner. Vista-Betriebsleiter Dieter Scheler beschrieb den Sachverhalt so: Die Firma holt Elektronikschrott deutschlandweit mit eigenem Fuhrpark und Personal ab, fraktioniert ihn und liefert ihn an die verschiedenen Entsorger. Transportiert wird der Schrott in Gitterboxen mit einer Breite von 1,24 Metern. Gegenwärtig ist ein neues Fahrzeug vonnöten. Für eine effektive Transportauslastung wäre es erforderlich, auf der Lkw-Ladefläche zwei Reihen von Gitterboxen nebeneinander zu parken. Leider ist dazu ein normaler Kastenwagen mit einer nutzbaren Breite von 2,50 Metern zu schmal. Drei bis fünf Zentimeter mehr würden laut Scheler ausreichen, um die gewünschte Anordnung auf der Ladefläche zu ermöglichen. Zuständig für die erforderliche Ausnahmegenehmigung ist in diesem Fall das Thüringer Landesverwaltungsamt in Weimar. Doch von dort wird keine Möglichkeit des Entgegenkommens signalisiert. Vielleicht liegt es ja daran, dass Vista nur ein Einzelfall ist, und kein Präzedenzfall werden soll. Ein Problem für den Straßenverkehr dürfte diese minimale Größenänderung nicht sein, denn genehmigt werden breitere Lkw - aber nur, wenn sie mit Einzelstücken, also Containern beladen werden sollen. Dass der Lkw von Vista mit zwei Gitterboxen und den nötigen drei bis fünf Zentimeter "Überbreite" bedeutend schmaler wäre als mancher Containertransporter, ist offensichtlich in Weimar kein einleuchtendes Argument. Ob es für die Lösung des Malmerzer Problems einen Ermessensspielraum gibt, wusste am Montag niemand mit Sicherheit zu sagen. MdB Kurth versprach jedoch, dies zu überprüfen. Der Weg über eine Gesetzesänderung wäre jedenfalls nur auf lange Sicht hilfreich. FDP Kreisvorsitzende Rahmig-Dodel empfahl deshalb, Hilfe bei der IHK zu suchen, der möglicherweise andere Firmen mit dem gleichen Problem und entsprechende Lösungsansätze bekannt sein könnten. Der Vorschlag "Plane statt Kastenaufbau" wurde übrigens sofort verworfen. Diese Variante würde zwar die nötigen Zentimeter bringen, doch damit lässt sich keine Datensicherheit garantieren. Diese aber ist aber ein wesentlicher Pluspunkt für Vista bei ihren Kunden. Die Auslöser des ganzen Ärgers, die Gitterboxen, konnten die Gäste übrigens noch zur Genüge bei einem Betriebsrundgang besichtigen. Vorab hatte ihnen Vista Geschäftsführerin Susanne Neubauer einen informativen Einblick in den Werdegang des zertifizierten Entsorgungsfachbetriebes gegeben. "Mit fünf Personen haben wir 1991 angefangen, heute haben wir 25 fest angestellte Mitarbeiter", berichtete sie. "Wir wachsen langsam, aber stetig." Zur Sprache kam natürlich auch die Arbeit mit Behinderten, die sich bei Vista seit rund sieben Jahren immer wieder über den praktischen Einsatz am ersten Arbeitsmarkt freuen. Flugsimulator verschrottet. Nichts ist für die Malmerzer zu klein oder zu groß, erfuhr MdB Kurth auf seine Nachfrage. Von der Modelleisenbahn bis zum Flugsimulator oder ganzen Röntgenanlagen in Krankenhäusern verwertet Vista einfach alles. Vom Privatkunden bis zur Finanzbehörde reicht die Spanne derer, die die Dienste der Firma in Anspruch nehmen. "Im Umkreis von 100 Kilometern hat unser Unternehmen keine Konkurrenz", erläuterte Betriebsleiter Dieter Scheler. Ärgerlich sei hingegen der stete Vandalismus bei den Grobmüllsammlungen des Landkreises, wo der Elektronikschrott der privaten Haushalte meist geplündert wird, und der Entsorger nur noch echten "Müll" vorfindet. Resümee der Gäste: "Wir haben hier gelernt, wie differenziert sich die Umsetzung von Gesetzen vor Ort gestaltet, speziell was wo wie und von
wem entsorgt wird. Diese Erfahrung regt an, auch an über die eigenen Entsorgungsgewohnheiten nachzudenken, denn oft landen viele Kleingeräte einschließlich Handys noch einfach im Müll, aus reiner Bequemlichkeit." MdL Koppe betonte: "Wir haben in Thüringen zu 95 Prozent kleine Firmen, die oft ohne Lobby sind." Für den Freistaat seien sie aber wichtig und man müsse sie deshalb wie kleine Pflänzchen gießen und düngen. Vielleicht kommt ja für die Firma Vista aus Berlin bald ein wenig Dünger, der hilft, den benötigten Laster um winzige fünf Zentimeter in die Breite wachsen zu lassen.