Aus für kleine Schulen wohl besiegelt: Der Kreistag bestätigt den Beschluss vom Mai 2011, der Schließung der Regelschule Sitzendorf und Verlagerung der Grundschule Unterweißbach vorsieht. Der CDU-Antrag für Erhalt wird mehrheitlich abgelehnt. Vor der Sitzung protestierten die Betroffenen.
Rudolstadt. Gestern, 19 Uhr, in der Rudolstädter Feuerwache: Unterweißbachs Bürgermeister Heinz Rudolph (Vereine) sitzt niedergeschlagen im Saal. Am Ausgang sagt Franziska Jacob, die Elternsprecherin der RegelSitzendorf, nur: "Mir fehlen die Worte." Tief sitzt bei ihnen und den vielen anderen Gästen, die aus Orten des mittleren Schwarzatals zur Kreistagssitzung gekommen waren, die Enttäuschung darüber, dass das Aus für die Grundschule in Unterweißbach und für die Regelschule Sitzendorf jetzt wohl endgültig besiegelt ist.
Ihrem Protest gegen die Schließungspläne hatten vor allem betroffene Schüler, deren Eltern und Vertreter der Bürgerinitiative Schule Sitzendorf vor der Sitzung noch einmal Ausdruck verliehen. Die Pläne seien "weder ökonomisch noch pädagogisch sinnvoll", meinte etwa der Unterweißbacher Jörg Mebes. Und die 18-jährige Janine Hanauer, die inzwischen in Pößneck ihr Abitur gemacht hat, sprach von "einer tollen Schule in Sitzendorf, die mich sehr weit gebracht hat im Leben".
Der Antrag der CDU-Fraktion, die beiden kleinen Schulen zu erhalten, wurde mit 25 zu 20 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt. SPD/Bürgerinitiative/Grüne zeigten mit 15 Mal Nein Geschlossenheit, bei der CDU gab es neben zwölf Stimmen für den Antrag zwei Abweichler. Dreimal Ja, dreimal nein und zwei Enthaltungen lautete das Votum der Linken, einmal Ja und viermal Nein der Bürgerinitiative für Demokratie und Mitbestimmung. Die FPD unterstützte mit dreimal Ja den CDU-Antrag.
Diesen hatte namens der Fraktion Bernd Zeuner begründet, dabei zum Beispiel ins Feld geführt, dass die Grundlage für den Kreistagsbeschluss vom Mai 2011 nicht mehr gegeben sei, da sich in den Gemeinden der VG "Mittleres Schwarzatal" erheblicher Widerstand gegen die Schulschließungen geregt habe. Unterstützung fand er unter anderem bei Marian Koppe (FDP), der dafür plädierte, "die funktionierenden Strukturen anzupassen, statt das Fahrrad neu erfinden zu wollen". Marko Wolfram (SPD) hingegen ist sicher, dass "die Strukturen nicht mehr funktionieren".
Die Schulnetzplanung müsse der demografischen Entwicklung folgen, hatte Daniel Wiesner vom Fachdienst Schulverwaltung betont. Das Argument, die Kosten für den Schülerverkehr würden steigen und den Regelschülern werde wegen der weiten Wege zur Schule Zeit für Hausaufgaben, Spiel oder Familie weggenommen, konterte er mit dem Verweis, für fast alle Grundschüler würden sich mit der Neuordnung kürzere Fahrzeiten ergeben.
Bärbel Weihrauch (Linke) machte aus ihrem Zwiespalt der Gefühle kein Hehl und verschwieg nicht, dass sie in Mecklenburg-Vorpommern ein Bildungshaus kennen gelernt habe, wie es in Sitzendorf entstehen soll, und davon begeistert gewesen sei.
Obwohl noch Widersprüche der Gemeinde Unterweißbach und von Eltern laufen, gehen nun auch die Gegner der Schulschließungen davon aus, dass in Sitzendorf die Grundschule und der Kindergarten in den Komplex der bisherigen Regelschule einziehen. Sorgen von Andreas Krauße (CDU), das Projekt könnte Auswirkungen auf den Fortbestand von Kindereinrichtungen in den Nachbarorten haben, begegnete Landrätin Marion Philipp (SPD) mit der Versicherung: "Die Kindergärten in Unterweißbach und Schwarzburg bleiben."
Michael Graf / 29.02.12 / OTZ