Koppe: "Erheblicher Nachholbedarf in Thüringen"

"Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf besteht an den Thüringer Krankenhäusern erheblicher Nachholbedarf", ist der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Marian Koppe überzeugt. Aus der Antwort auf seine Kleine Anfrage gehe hervor, dass zwar zahlreiche Kliniken das Problem erkannt hätten und teils betriebseigene Angebote vorhielten. "Aber diese reichen bei Weitem nicht aus", fasst Koppe die Ergebnisse zusammen. Dabei seien die Arbeitsbedingungen ein wesentlicher Faktor bei der Anwerbung von Fachkräften. Diese würden im Gesundheitswesen dringend gebraucht.

Bis 2019, so eine Studie des Deutschen Krankenhausinstitutes, würden rund 37.000 Ärzte fehlen. Betroffen seien davon vor allem die Kliniken. "Regelmäßig werden ein hoher bürokratischer Aufwand und vor allem die körperliche und seelische Belastung beklagt." Erschwerend komme eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen hinzu. Der Personalmangel beträfe dabei nicht nur die Ärzte. Für die Pflege verdeutlichten aktuelle Modellrechnungen dass im Jahr 2025 rund 152 000 Pflegekräfte fehlen werden, um die Zahl der Krankenhauspatienten sowie der Pflegebedürftigen zu versorgen.

Ein großes Problem seien dabei die langen Arbeitszeiten mit Schicht- und Wochenenddiensten, eine oft fehlende Flexibilität in der Arbeitszeit- und Organisationsgestaltung sowie ein Mangel an passgenauen Betreuungsangeboten für Kinder. "Und das bei einem steigenden Anteil an Frauen in gesamten Branche." Der Frauenanteil bei Ärzten lag 2009 bei 58,1 Prozent, im Gesundheitswesen insgesamt sogar bei 72,3 Prozent. "Aber der Klinikalltag und die normalen Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen passen nicht zusammen", weiß Koppe aus zahlreichen Gesprächen.

Als Folge des demografischen Wandels gebe es außerdem eine steigende Zahl von Mitarbeitern, die neben ihrer Tätigkeit pflegebedürftige Angehörige versorgen müssten, so Koppe. Wie bei der Kinderbetreuung seien auch hier flexible Arbeitszeitmodelle wichtige Voraussetzungen, um die beruflichen und privaten Pflichten besser miteinander in Einklang zu bringen. "Attraktive Arbeitsplatzgestaltung ist und bleibt zentrales Argument bei der Anwerbung von Fachkräften", bekräftigt Koppe. Dem bereits heute akuten Fachkräftemangel müsse man durch gemeinsames Handeln begegnen, fordert Koppe abschließend.

10.02.2012 www.dtoday.de