Bürgernähe ist für Franka Hitzing, Abgeordnete des Thüringer Landtages, nicht nur in Wahlkampfzeiten wichtig. So wie sie auch weiterhin als Lehrerin tätig ist, so möchte sie auch Politik nicht nur am Schreibtisch machen, sondern Kontakt halten zu den Bürgern, um den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren und um zu erfahren, was die Menschen bewegt. So besuchte sie kürzlich Betriebe und Einrichtungen in Ellrich und Sülzhayn.
Ellrich. Begleitet wurde sie von ihrem Landtagskollegen Marian Koppe , sozial- und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Erste Station war die Schuhleistenfabrik Spenlé in Ellrich. Das traditionsreiche Unternehmen wurde 1876 gegründet und besteht bis heute als Familienunternehmen. Im Laufe der Geschichte gab es viele schwierige Situationen zu meistern.
So erzählte Hans-Joachim Reichardt, der gemeinsam mit seinem Sohn Matthias das Unternehmen führt, von der Zwangsverstaatlichung 1972 oder der Reprivatisierung nach der Wende, die viel Kraft und Nerven kosteten. Heute produzieren 25 Beschäftigte Schuhleisten mit moderner CNC-Technik, aber dennoch sind viele Arbeitsschritte nur in Handarbeit zu leisten. Bei einem Rundgang konnte sich Franka Hitzing davon überzeugen.
Anschließend stand der Besuch der KMG-Klinik in Sülzhayn auf dem Programm. Der Verwaltungsdirektor Michael Spallek und Frank Mauder vom Sozialdienst nahmen sich viel Zeit, um die Einrichtung vorzustellen und Fragen zu beantworten. Das Rehabilitationszentrum für schädelhirnverletzte, körperbehinderte und brandverletzte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gehört seit 1994 zu einem der größten Gesundheitskonzerne in den neuen Bundesländern, den KMG-Kliniken. Die Leitidee "Gesundheit aus einer Hand" wird in Akutkliniken, Rehabilitationszentren, Seniorenheimen und Hotels umgesetzt.
Die KMG-Klinik in Sülzhayn hat vor allem damit zu kämpfen, dass der Ort in Deutschland eher unbekannt ist, was sich in der Auslastung widerspiegelt. Die hochmoderne Klinik, eingebunden in die wunderschöne Natur, bietet jedoch allerbeste Voraussetzungen für die Rehabilitation. In verschiedenen Patienten- und Therapieräumen wird individuell mit den kleinen und größeren Patienten gearbeitet, um deren größtmögliche Selbständigkeit zu erreichen.
Die Abgeordneten waren beeindruckt, wie gut die Zusammenarbeit verschiedenster Fach- und Berufsgruppen zur Stimulierung aller Reserven sowie der geistigen und körperlichen Potenziale der Patienten funktioniert.
Am Nachmittag wurden die Abgeordneten im Senioren- und Pflegeheim Asternhof in Ellrich von Heimleiter André Sinkwitz und der Pflegedienstleiterin Steffi Tomczak erwartet. Träger des 2002 erbauten Heimes ist die "Seniorenwerk" gemeinnützige Heimträgergesellschaft mbH Nordhausen. Das Heim wurde mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet, davon zeugen beispielsweise die Heimatstube - ein umgebauter Aufenthaltsraum der Pflegekräfte- oder das Kaminzimmer. Besonders stolz ist André Sinkwitz auf die eigene Küche.
Täglich werden ca. 200 Essen gekocht und damit nicht nur die Bewohner, sondern Senioren der Umgebung außer Haus oder im Speiseraum der Einrichtung versorgt. Auch umliegende Betriebe nutzen das hervorragende Essen. Bei einer gemeinsamen Kaffeetafel kamen Franka Hitzing und Marian Koppe auch mit Heimbewohnern ins Gespräch. Die rüstigen Rentner waren sehr interessiert an aktuellen politischen Themen wie der Gesundheits- und Pflegereform, Mindestlohn oder Renteneintrittsalter.
Herrn Sinkwitz versprach man, in Kontakt zu bleiben, um die realen Probleme bei der täglichen politischen Arbeit zu berücksichtigen Zum Abschluss des Tages traf sich Franka Hitzing mit dem Geschäftsführer der SEV Edelstahl-verarbeitungs GmbH, Karl-Wilhelm Dünisch, in Ellrich. Dünisch, ebenfalls FDP-Mitglied, berichtete über die Höhen und Tiefen des 1992 gegründeten Unternehmens, welches sowohl Standardmöbel als auch individuelle Ausstattungen für Cafeterias, Küchen, Selbstbedienungstheken u.a. aus Edelstahl herstellt.
Zwar seien die Auftragsbücher voll, aber man muss immer am Ball bleiben, man habe ja schließlich eine große Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, so Dünisch. In ganz Deutschland und im Ausland ist er deswegen unterwegs. Aber er weiß auch, dass es sich lohnt, denn sein Sohn, Sebastian Dünisch, wird das Unternehmen weiterführen. In der modernen Produktionshalle zeigte Karl-Wilhelm Dünisch den Ablauf der Produktion vom Ausgangsmaterial, einer Edelstahlplatte, bis zum fertigen Möbel.
Dazwischen liegen viele Schritte, die teilweise von modernsten Maschinen übernommen werden, aber auch manuelle handwerkliche Gewerke wie Elektriker, Tischler, Kühlanlagenbauer. Dünisch berichtete , dass er bei der Einstellung von Arbeitskräften sehr gute Erfahrungen mit älteren Arbeitnehmern gemacht habe, es aber zunehmend schwerer fällt, geeignete Auszubildende zu finden. Da sei die Politik gefragt. Franka Hitzing , selbst Lehrerin und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, stimmte dem zu. Täglich kämpft sie gegen politisch motivierten Reformeifer, der die Schule zum Spielplatz für Experimente werden lässt.
01.12.11 / TA