Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag sieht sich bei Unternehmen im Städtedreieck um. Sorgen um einen weiteren Anstieg der Energiekosten. Treffen mit Kommunalpolitikern der Liberalen.

Rudolstadt. Preisfrage: Was machen Landespolitiker, wenn die, die sie vertreten sollen, in der Mehrzahl im Urlaub sind? Richtig: Sie bereisen das Land. Anja Siegesmund , die Grünen-Fraktionschefin im Thüringer Landtag, war auf der Suche nach Wind- und anderen Kräften schon da, Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) kommt auf ihrer "Energietour" am Dienstag in den Landkreis und der FDP-Fraktionsvorsitzende Uwe Barth bereiste gestern zur Halbzeit seiner 14-tägigen Sommertour das Städtedreieck, um die Mär vom Billiglohnland Thüringen, die SPD-Wirtschaftsminister Matthias Machnig gern verbreitet, zu widerlegen.

Barths Trip ins Hochlohnland begann in einer Firma, die gemessen am Schnitt in der Region wirklich gute Löhne zahlt und im Kampf um Fachkräfte auf ein ordentliches Betriebsklima setzt. Die Elektronik und Präzisionsbau Saalfeld GmbH (EPSa), Hersteller von intelligenten Systemen zur Erfassung und Verbreitung von Fahrgastinformationen, Wetter-, Klima- und anderen Daten, hat sich in den fast 20 Jahren ihres Bestehens durch flexibles Agieren am Markt behauptet.

"Wir sollten Thüringen nicht schlechtreden, die EPSa ist ein Beispiel dafür", sagte der Königseer Landtagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende Marian Koppe nach dem Besuch. Für die über 200 Beschäftigten würden Spitzenlöhne gezahlt, der Anteil von Zeitarbeitskräften liege bei Null. Durch eine gute Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität und der Fachhochschule Jena sichere man sich rechtzeitig künftige Fachkräfte, erklärte Geschäftsführer Uwe Schulze. Und der Betriebsratsvorsitzende Eckhard Linke, in der Freizeit Kreistagsmitglied und stellvertretender FDP-Kreischef, pflichtete ihm bei.

Beim Nahverkehrsunternehmen OVS in Saalfeld hatten die Landespolitiker den Eindruck einer ausgequetschten Zitrone, aus der nicht mehr viel herauszuholen ist. "Da stellt sich die Frage, wie man die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben auch angesichts eines sinkenden Landesetats künftig schließt", so Koppe.

Anschließend ging es ins Kartoffelhaus am Rudolstädter Markt zum Arbeitsessen mit FDP-Kommunalpolitikern aus Rudolstadt und Saalfeld. Themen des Gespräches waren u.a. die neue Schulordnung für den Freistaat, die künftige Finanzierung von Theater und weiteren Kulturangeboten. Mit in der Runde saßen Kreistagsmitglieder und FDP-Vertreter aus den Stadträten Saalfeld und Rudolstadt.

Letzte Station der Reise war die Smartfiber AG im Industriegebiet Rudolstadt-Schwarza. Dort wurden sie von Vorstand Dr. Ralf-Uwe Bauer begrüßt, der auch Geschäftsführer des Thüringer Institutes für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Schwarza ist.

Bauer gab einen kurzen Abriss der noch jungen Geschichte des mit dem Innovationspreis ausgezeichneten 30-Mann-Unternehmens, das noch in den 90er Jahren als Alceru Schwarza GmbH gestartet war und jetzt Spezialfasern aus Flüssigkeit und Zellulose herstellt.

Nachdem Smartfiber 2010 schwarze Zahlen schrieb, seien nach Tsunami und Reaktorkatastrophe in Japan rund zwei Millionen Euro Umsatz weggebrochen, die man nur schwer auf anderen Märkten erwirtschaften könne, sagte Bauer.

Wie alle anderen besuchten Unternehmer sorgt sich der Vorstand in Schwarza um die künftige Entwicklung der Energiekosten. "Das nehmen wir als dringendes Anliegen mit", sagte Koppe, für den die Reise gestern noch eine wichtige Erkenntnisse brachte: "Es ist ein Fehler, sich nur auf die Leuchttürme zu konzentrieren".

"Wir sollten Thüringen nicht schlechtreden". Marian Koppe , FDP-Landtagsabgeordneter

20.07.2011 OTZ - Ostthüringer Zeitung