Die Thüringer Sozialdemokraten wollen die ärztlichen Versorgungslücken auf dem Land mithilfe der Krankenhäuser schließen. SPD-Gesundheitsexperte Thomas Hartung schlug vor, Klinikärzte sollten zukünftig wie ihre niedergelassenen Kollegen Patienten behandeln und Rezepte schreiben können. Derzeit sei eine geplante Operation beispielsweise nur auf Anordnung eines niedergelassenen Arztes möglich. "Wir müssen uns fragen, ob wir uns diese Bürokratie noch leisten können", sagte Hartung.
Er kritisierte, durch die strengen Vorgaben der Krankenkassen stünde pro Patient nur ein begrenztes Zeit- und Kostenbudget zur Verfügung. Dies führe angesichts von Praxis-Schließungen im ländlichen Raum zu unnötigen Engpässen.
Hartung: Ärzteausbildung soll sich Älteren anpassen
Außerdem müsse sich die Ausbildung der Ärzte den veränderten Bedürfnissen der alternden Gesellschaft anpassen, sagte Hartung. Da der Altersdurchschnitt der Thüringer in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich um zehn Jahre steigen werde, würden dann mehr Internisten, Orthopäden, Urologen und Augenärzte benötigt. Hingegen sinke der Bedarf an Frauen- und Kinderärzten. Er betonte aber, da der drohende Ärztemangel in Thüringen noch nicht spürbar sei, bliebe noch genügend Zeit für eine Reform des Gesundheitswesens.
FDP: Pläne gefährden Stabilität des Gesundheitssystems
Der gesundheitspolitische Sprecher der Thüringer FDP-Fraktion, Marian Koppe, kritisierte Hartungs Vorschläge als "unausgegoren". Koppe sagte, die bisherige Aufgaben-Trennung zwischen Praxis- und Klinikärzten garantiere dem Patienten eine bestmögliche Behandlung. Diese Grundstrukturen zu verändern, könnte zulasten der Systemstabilität gehen, sagte Koppe. Außerdem würde ein "Selbstbedienungsladen Krankenhaus" entstehen, wenn der Patient von der Untersuchung bis zur Nachversorgung immer in ein und demselben Haus betreut werden würde.
Nach Schätzung der Kassenärztlichen Vereinigung fehlen in Thüringen derzeit bereits 500 Ärzte, wobei Krankenhäuser und Arztpraxen gleichermaßen unter dem Mangel zu leiden haben. Bis 2020 werden rund 1.600 Praxisärzte ihre Tätigkeit aus Altersgründen aufgeben.