Erfurt - In dem kleinen Fläschchen schimmert rötliche Flüssigkeit.
"Dentosafe" steht auf dem Etikett. "Zahn rein, zuschrauben und ab damit zum Zahnarzt", sagt Angela Marr im Sekretariat der Erfurter Barfüßerschule.
In den vergangenen Jahren musste die Sekretärin schon mehrfach so handeln. Nach Unfällen oder Stürzen rettete sie die abgebrochenen Zähne der Schüler. "Die Boxen
funktionieren wunderbar", sagt Marr. Bis zu 48 Stunden können die Zähne mit ihrer Hilfe konserviert werden. Was an der Erfurter Grundschule seit Jahren funktioniert, soll
in den nächsten Wochen in ganz Thüringen anlaufen.
Seit Sommer wird über die Versorgung der Schulen mit den sogenannten Zahnrettungsboxen diskutiert.
Nach einem Antrag der FDP-Landtagsfraktion
hatte Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) die Kostenübernahme im August zunächst
abgelehnt. Daraufhin organisierten die Antragsteller auf eigene Faust 500 Boxen. Gleichzeitig stellte die Innungskrankenkasse
(IKK) Classic 800 Behälter zur Verfügung. Nach einem Vorstoß der Landesarbeitsgemeinschaft
(LAG) Jugendzahnpflege Thüringen
zeichnet sich jetzt eine Gesamtlösung
ab. Damit könnten Anfang 2011 alle Schulen, Kitas und Schwimmbäder mit den SOS-Boxen
versorgt sein. "Thüringen müsste abgesichert
sein", sagt LAG-Geschäftsführerin Brigitte Kozlik. Sie hat die Verhandlungen über die Rettungsboxen seit Sommer verfolgt. Weil die privaten Initiativen die rund 1000 Schulen
versorgen, könne sich die LAG nun um die Kitas kümmern. Dort soll den älteren Kindern geholfen werden, die schon ihre Milchzähne verloren
haben. Auch Kozlik sieht Handlungsbedarf.
Zuletzt seien die Schulen 2007 mit Rettungsbehältern versorgt worden. "Die Haltbarkeit der Nährlösung läuft aber nach drei Jahren ab."
Die Kosten der Zahn-Boxen seien im Vergleich zu einem Zahnimplantat lächerlich, sagt der FDP-Gesundheitspolitiker Marian Koppe. Er hatte
den Antrag im Landtag eingebracht und danach die private Initiative angeschoben. "Wenn der Zahn nicht gerettet wird, kann das die Gesellschaft schnell bis zu 10000 Euro kosten",
rechnet er vor. Das Prozedere im Landtag habe ihm zu lange gedauert. "Ich wollte nicht, dass mir der Antrag zerredet wird." Auf der Grundlage des Ergebnisses seiner Spendenaktion will Koppe nun weitermachen.
Für das nächste Jahr sind 500 weitere Rettungsboxen für Berufsschulen geplant. "Für den Nachschub müssen die Unfallkassen sorgen",
fordert Koppe. In anderen Bundesländern sei das so geregelt.