Die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag will mit verbeamteten Hausärzten den zunehmenden Ärztemangel in den ländlichen Regionen des Freistaates bekämpfen.
Erfurt. In dem gestern in Erfurt vorgestellten Initiativ-Papier regt die Fraktion die Schaffung eines "Landesärztedienstes Thüringen" an, der die auf Zeit verbeamteten Hausärzte für fünf Jahre in unterversorgte Gebiete delegieren kann.
"Rein ordnungspolitisch dürfte das eigentlich nicht von der FDP kommen, aber die Situation verlangt nach langfristigen, tragfähigen Lösungen", sagte FDP-Gesundheitspolitiker Marian Koppe in Erfurt.
Den Plänen zufolge sollen angehende Medizinstudenten schon nach dem Abitur bundesweit gewonnen werden. Diese müssten sich im Gegenzug für insgesamt 15 Jahre in dem noch zu schaffenden und vom Land finanzierten "Landesärztedienst Thüringen" verpflichten.
Den künftigen Hausärzten soll die Zwangsdelegation ordentlich versüßt werden. So soll den angehenden Medizinstudenten das Studium vollständig über ein Gehalt finanziert und als Dienstzeit angerechnet werden. Gleiches gilt für die Zeit während der Fachärzteausbildung. An diese schließt sich dann die fünfjährige Entsendung in ein unterversorgtes Gebiet an, wobei das Land Praxisräume und Ausstattung stellt. Ist die 15-jährige "Dienstzeit" beim Landesärztedienst vorbei, soll der Mediziner selbst entscheiden dürfen, ob er die Land-Praxis als niedergelassener Arzt übernehmen und weiterführen will oder ob er einen anderen beruflichen Weg einschlägt.
Die Praxisausstattung soll dem Mediziner dann zum jeweiligen Zeitwert überlassen werden. Aus Sicht von Koppe reichen fünf Jahre aus, dass solcherart delegierte Mediziner ihre Wurzeln in der jeweiligen Region schlagen können. Das System bedeute auch keinen Einstieg in ein staatliches Gesundheitswesen.
"Wir wollen Anreize schaffen, um den Ärztemangel erfolgreich in den Griff zu bekommen, mehr nicht."
Dass die FDP zum Thema ein eigenes Konzept präsentiert, begründet der Abgeordnete damit, dass alle bisherigen Lösungsansätze nur in Einzelfällen Erfolg hatten. "Wir sprechen aktuell von 104 Hausärzten, die in Thüringen fehlen.
Mit den Modellen lässt sich die immer größer werdende Lücke nicht schließen", sagt Koppe mit Blick auf die zunehmende Überalterung der Ärzteschaft.
Damit es zu einer wirklich am Bedarf orientierten Entsendung der Beamten-Mediziner kommt, soll ein Landesausschuss "Ärzte und Krankenkassen" Bedarfsplanungen erstellen. Demnach soll eine Entsendung erst möglich sein, wenn eine Unterversorgung festgestellt wurde, andere Lösungsansätze nicht greifen und die Versorgungslücke innerhalb von 24 Monaten nicht geschlossen werden kann.
Die Grünen begrüßten die Idee grundsätzlich. Dagegen bezeichnete Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) den Vorstoß als untauglich.
Außerdem sei die ärztliche Versorgung im Freistaat Aufgabe der Selbstverwaltung der niedergelassenen Vertragsärzte. "Die FDP konterkariert mit ihrer fixen Idee die Freiberuflichkeit in der Ärzteschaft", sagte Taubert. Auch die Finanzierung sei nur unzureichend überdacht. Die durch die Verbeamtungen entstehenden Mehrausgaben seien vom Land "schlichtweg nicht zu leisten".