Reaktionen auf Althaus-Rücktritt aus dem Landkreis - Kreisbereisung steht noch aus
Von OTZ-Redakteur Thomas Spanier Saalfeld/Rudolstadt. Am 26. Januar 2009 wollte Dieter Althaus (CDU) als Ministerpräsident den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt besuchen. Geplant waren Stationen in Schwarzburg, Rudolstadt, Kamsdorf, Saalfeld, Unterwellenborn und Probstzella. Wegen des tragischen Skiunfalls am Neujahrstag war die geplante Kreisbereisung auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Wie es aussieht, wird Althaus demnächst viel Zeit haben, die Orte zu besuchen. Nur nicht mehr als Ministerpräsident.
Sein Rücktritt wird von maßgeblichen Politikern im Landkreis mit Respekt zur Kenntnis genommen. "Althaus beweist Größe, indem er konsequent die Verantwortung für das Wahldebakel der CDU übernimmt", so Landrätin Marion Philipp (SPD). Er habe in den letzten Monaten nach dem Skiunfall allerdings auch nicht 100-prozentig fit gewirkt. "Ich vermute, dass das bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt hat - das respektiere ich", so die Verwaltungschefin.
Andreas Krauße, Vize-Kreischef der CDU, sagte zum Rücktritt: "Ich bewundere seine Entscheidung zum Wohle des Freistaates und hoffe, dass damit der Weg frei ist für eine große Koalition". Es werde einen deutlichen Politikwechsel in der Thüringer CDU geben. Als Vorsitzender des Landesfachausschusses Soziales der CDU habe er gut mit Sozialministerin Christine Lieberknecht zusammengearbeitet, die er für eine gute Wahl für die Nachfolge von Althaus halten würde. "Zwei protestantische Theologen an der Spitze der Regierung, was will man mehr", so Krauße.
Als "Türöffner für die SPD" sieht auch Andreas Grünschneder, Fraktionsvorsitzender der Linken, den Rückzug von Althaus, vor dessen Entscheidung er Respekt habe. Damit solle die letzte Hürde für eine CDU-SPD-Regierung aus dem Weg geräumt werden. Er möchte die Sozialdemokraten aber daran erinnern, dass man den Politikwechsel wollte. "Die große Koalition ist nicht der Wählerwille", so Grünschneder, für den diese Variante eine große Enttäuschung wäre. Althaus sei wie jede andere Person austauschbar, das Problem der konservativen Politik der CDU aber bleibe. Deshalb sei er "nach wie vor erwartungsvoll, was Rot-rot-grün betrifft", sagte der Piesauer.
"Folgerichtig und konsequent" nennt der FDP-Kreisvorsitzende Marian Koppe den Entschluss von Althaus. Der nunmehrige Ex-Ministerpräsident habe das Wahlergebnis der CDU zu großen Teilen zu verantworten, weil der Wahlkampf auf ihn zugeschnitten war. "Es gibt nicht nur Siege, man muss im Leben manchmal auch Verantwortung für Niederlagen übernehmen", so der künftige Landtagsabgeordnete der Liberalen.
"Ich bin froh, dass es so gekommen ist, und hoffe, dass damit der Weg frei ist für eine bessere Politik in Thüringen", sagte der Kreisvorsitzende von Bündnis 90/Grüne, Sebastian Heuchel. Die Ablösung des "Systems Althaus" sei eines der erklärten Wahlziele gewesen, das nun erreicht wurde. Er sei gespannt, wie es mit den Koalitionsverhandlungen nun weitergehe, so der Saalfelder.
Der Kreis Saalfeld-Rudolstadt spielte für Dieter Althaus übrigens auch nach seinem Unfall in Österreich eine besondere Rolle. Die Eröffnung des neuen Krankenhauses in Rudolstadt am 20. April war sein erster öffentlicher Auftritt nach der Wiederaufnahme des Amtes als Ministerpräsident - und entsprechend medial begleitet. Neben den üblichen Wahlkampfauftritten in der Region war auch das Rudolstädter Vogelschießen wie fast jedes Jahr ein Muss für den Mann aus dem Eichsfeld. Im Gegensatz zu früheren Jahren ließ er auf Anraten seiner Ärzte in diesem Jahr aber die Fahrgeschäfte links liegen und wirkte auch sonst seltsam mechanisch, wie Beobachter beschreiben.
Die nachgeholte Kreisbereisung vom Januar dürfte nun hoffentlich bald im Terminkalender seines Nachfolgers stehen. Wie er oder sie auch.